Putin führt immer noch Krieg in Europa. Deshalb blogge ich Redewendungen militärischen Ursprungs, die wir besser aus unserem Wortschatz streichen. Diese überlieferten Sätze sind vom Kulturgut unserer Alltagssprache zur lebensgefährlichen Realität für die Menschen in der Ukraine geworden. Eine Erinnerung daran, unsere Worte achtsam zu wählen.
Sie finden unter jedem Beispiel Alternativen, die anregen, angestammte Sprachmuster zu hinterfragen. Also: Kultivieren wir unsere Sprache. Reflektieren wir unsere Sprachmuster. Sprechen wir aus dem Herzen. Fangen wir damit an und wirken wir wortwörtlich. Damit Sprache leicht bleibt und wir selbstverständlich konstruktiv kommunizieren. Dem Frieden zuliebe.
Mit diesem Blogpost knüpfe ich an meinen Beitrag "Dem Frieden zuliebe: Zehn Redewendungen, die wir besser aus unserem Wortschatz streichen" vom 9. März 2022 an.
So sprechen Menschen, wenn sie emotional oder psychisch unter Druck sind, gegen ihren Willen eine Entscheidung zu treffen oder etwas gezwungenermaßen zu tun. Diese Redewendung aktiviert direkt das Kopfkino und zeichnet das Bild, mit Waffengewalt Menschen gefügig zu machen.
Wie wäre es mit "Ich bin wirklich unter Druck." oder "Ich habe keine Wahl."?
Wenn das Militär Menschen oder Gebiete unter Beschuss nimmt, schießen Soldaten mit Waffengewalt direkt auf diese militärischen Ziele. Und wer im Geschäftsleben in Kritik gerät, bedrängt oder von allen Seiten angegriffen wird, gerät umgangssprachlich auch unter Beschuss.
Wie wäre es mit „Er erfährt heftigen Gegenwind." oder „Die Kollegen stellen ihn deutlich in Frage."?
"Feind hört mit" drückt in Kriegszeiten aus, dass unliebsame Dritte Gespräche belauschen. Mit diesem Ausdruck haben Militärs im Zweiten Weltkrieg davor gewarnt, dass Geheimdienste und Spione Telefonate und Funkmeldungen abhören. Im Business begegnet mir dieser Satz oft mit einem humorvollen Unterton.
Wie wäre es mit "Wählen wir unsere Worte bewusst. Wer weiß, wer mithört?"?
Dieser Satz drückt aus, dass man bereit ist, sich in eine schwierige oder gefährliche Situation zu begeben - ähnlich wie Soldaten im Krieg, die sich an die Frontlinie und damit höchster Gefahr aussetzen.
Wie wäre es mit "Jetzt bin ich gefordert und stehe zu meiner Verantwortung."?
Wer im Kreuzfeuer der Kritik steht, fühlt sich an die Wand gestellt und stark bedrängt. Im militärischen Kontext bedeutet 'Kreuzfeuer' Beschuss von mehreren Seiten.
Wie wäre es mit "Der Kollege sieht sich starker Kritik ausgesetzt." oder "Die Geschäftsführerin steht im Zentrum der Kritik."?
Der Begriff "bunkern" beschreibt das Horten von Dingen. Menschen bunkern Lebensmittel oder andere Vorräte, um für Krisen vorzusorgen. Im Zweiten Weltkrieg nutzte die Bevölkerung Bunker als Schutzräume, die Militärs lagerten Waffen und Vorräte dort. Auch die Menschen in der Ukraine suchen Schutz in Bunkern. Heute sind Bunker für Regierungen relevanter denn je, wenn es darum geht, die Bevölkerung im Falle eines Angriffs in Sicherheit zu bringen.
Wie wäre es mit "Ich lege mir einen Vorrat zu, um gut durch diese kritische Phase zu kommen."?
"Das ist nicht kriegsentscheidend" drückt aus: Dieser Schritt oder Vorfall vermag nicht, den Ausgang einer Sache oder Auseinandersetzung entscheidend zu beeinflussen.
Wie wäre es mit "Das ist nicht entscheidend." oder "Damit entscheiden wir diese Sache nicht für uns." oder "Das beeinflusst unseren Erfolg nicht maßgeblich."?
Ein Ausdruck, den ich als Jugendliche gehört habe, wenn mein Zimmer chaotisch war oder unordentlich aussah. Dieser Satz beschreibt metaphorisch, dass die Umgebung einem Kriegsschauplatz ähnelt.
Wie wäre es mit "Hier herrscht Chaos. Bringen wir das in Ordnung."?
Wer schnell aufgibt oder resigniert, wirft umgangssprachlich "die Flinte ins Korn". Das Wort ‚Flinte' - und damit die Redensart - kam mit den schwedischen Soldaten im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) nach Deutschland. Söldner erkannte man daran, dass sie Waffen bei sich trugen. Sie trugen keine Uniform. Sie sind meist fremdländische Soldaten, die bezahlt werden, damit sie zeitlich befristet Truppen im Krieg unterstützen. War der Kampf aussichtlos, warfen sie die Flinte ins Korn und waren damit nicht mehr als Soldaten sichtbar.
Wie wäre es mit "Ich bin raus. Mein Weg ist ein anderer."?
Wer im Krieg etwas in Angriff nimmt, greift eine feindliche Position an. "In Angriff nehmen" beschreibt, Initiative zu ergreifen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Heute "nehmen" Berufstätige ein Projekt proaktiv "in Angriff" und drücken damit aus, dass sie energisch und entschlossen vorgehen.
Wie wäre es mit "Wir packen das neue Konzept sofort an, um den Umsatz im nächsten Quartal zu steigern" oder "Lassen Sie uns den neuen Plan in die Tat umsetzen, um unser Ziel zu erreichen."?
Verheerend, das Partizip I zu 'verheeren', leitet sich wie das Verb vom althochdeutschen 'farherion' ab. Das bedeutet ‚mit einer Heeresmacht überziehen, verwüsten, verderben'. Das Verb "verheeren" ist im Deutschen seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Es kommt aus dem Mittelhochdeutschen "verderben" und drückt Zerstörung und Verwüstung aus. Wir benutzen es heute umgangssprachlich, um eine Katastrophe zu veranschaulichen, die viele Menschen betrifft und schwere Folgen hat.
Wie wäre es mit "Das hat weitreichende, zerstörerische Folgen. Ich bin sehr betroffen über die Gewalt des Ausmaßes."?
Ist jemand vorübergehend nicht in der Lage, sein normales Leben zu leben, ist er oder sie außer Gefecht gesetzt. Ursächlich dafür sind Verletzungen, körperliche oder psychische Krankheiten. Im militärischen Kontext passt die Aussage zu einem Soldaten, der invalide ist und deshalb nicht weiterkämpfen kann. Heute sprechen Mitarbeitende zum Beispiel so, wenn sie krank geschrieben sind.
Wie wäre es mit "Ich falle heute aus. Ich bin krank."?
Im Eifer des Gefechts habe ich dieses und jenes vergessen. Der Ausdruck "Im Eifer des Gefechts" bedeutet: Jemand war so aufgeregt, dass er unüberlegt gehandelt oder etwas vergessen hat.
Wie wäre es mit "Die Situation hat mich überwältigt. Deshalb habe ich dieses und jenes nicht mehr bedacht und vergessen."?
Eine Aussage, die im Krieg vermittelt, dass die Kämpfe an der Frontlinie ruhen. Im Businesskontext fällt dieser Satz, wenn sich eine angespannte Situation beruhigt. Auch wenn sich in einem Konflikt eine Pause abzeichnet, formulieren Beteiligte so.
Wie wäre es mit „Gut, dass Ruhe einkehrt. Nutzen wir die Pause, um Kraft zu sammeln und eine Lösung zu gestalten."?
Wenn Konflikte, Gefahren oder Kritik drohen, entscheiden Menschen, „sich aus der Schusslinie zu nehmen". Sie ziehen sich bewusst aus einer konfrontativen Situation zurück und bieten dadurch der anderen Partei keine Angriffsfläche (mehr). Im militärischen Kontext wollen Soldaten, die „sich aus der Schusslinie nehmen", dem Tod entkommen.
Wie wäre es mit „Ich ziehe mich aus der Sache zurück, um die Situation zu entspannen."?
Wohnt jemand „weit weg vom Schuss", ist das Haus oder die Wohnung jenseits des pulsierenden Lebens angesiedelt. Auch Betriebsgebäude auf dem platten Land fallen gut und gerne unter diese Kategorie. Zum Hintergrund im Krieg: Sind Soldaten, „weit weg vom Schuss", halten sie sich außerhalb der Schussweite des Feindes auf. Sie gehen aus der Gefahrenzone und bewahren sich vor Verletzungen oder entkommen dem Tod.
Wie wäre es mit „Ich wohne weit draußen jenseits des Trubels auf dem Land." oder „Unser Firmenstandort auf dem Land zeigt: Wir sind unseren Wurzeln treu geblieben." oder "Wir haben uns aus diesen und jenen Gründen für diesen Standort entschieden."?
Diese Redewendung beschreibt, wenn der Schuss einer Kanone oder eines Gewehres nicht wie geplant nach vorne abgefeuert wird, sondern nach hinten losgeht. Umgangssprachlich fällt dieser Satz, wenn sich eine Aktion sich gegen denjenigen richtet, der sie initiiert hat. Oft sind damit unerwartete negative Konsequenzen verbunden. Oder anders ausgedruckt. Der Schuss geht im Business nach hinten los, wenn ein vermeintlicher Vorteil unerwartet zum Nachteil gereicht.
Wie wäre es mit "Damit habe ich mir selbst ein Bein gestellt", "Das ist schief gelaufen", "Das kommt nicht zustande" oder "Das ist misslungen"?
So ermutigen bevorzugte Gesprächspartner Menschen, die dringend etwas zu erzählen haben oder eine Bitte loswerden wollen.
Wie wäre es mit „Ich bin ganz Ohr. Lass mal hören."?
Wenn verfeindete Streitkräfte die Kämpfe zeitlich begrenzen und sämtliche kriegerischen Operationen einstellen, „herrscht Waffenstillstand." Der Begriff geht auf das Mittelalter zurück. In Zeiten des „Waffenstillstands" arbeiteten Herrscher einen Friedensvertrag aus. Im Businesskontext heißt "Es herrscht Waffenstillstand": Ein Konflikt ruht oder Menschen, deren Beziehungen zueinander angespannt sind, befinden sich in einer Kontaktpause.
Wie wäre es mit „Wir machen Pause, um uns zu stärken und Klarheit zu gewinnen. Dann nehmen wir den roten Faden wieder auf, um die Sache gut abzuschließen."?
Wer nach einem Vortrag die Fragen-Antworten-Runde einleitet, endet oft mit „Löchern Sie mich mit Ihren Fragen." Genauso fällt dieser zugewandte Imperativ in Bewerbungsgesprächen oder vor journalistischen Interviews, um Wissenslücken zu schließen. Wie ich inzwischen weiß, stammt der Ausdruck vermutlich aus der Bergbauindustrie im 19. Jahrhundert. Denn Bergleute bohrten Löcher, um nach Erz zu suchen. Mit 'Löchern' in Bezug auf Menschen assoziiere ich: Jemand wird mit Schüssen durchlöchert. Deshalb lasse ich diese Redewendung nicht unerwähnt, obwohl sie nicht direkt aus dem militärischen Kontext stammt.
Wie wäre es mit „Für Ihre Fragen bin ich da." Oder „Jetzt beantworte ich gerne Ihre Fragen." Oder „Nur zu, stellen Sie mir Ihre Fragen. Jetzt ist die Zeit alles zu platzieren, was Sie unbedingt wissen wollen."?
Im Kriegskontext beschreibt der Siegeszug den triumphalen Einzug eines Heeres in eine eroberte Stadt oder in die Heimatstadt nach einer siegreichen Schlacht. Ein Siegeszug ist ein feierlicher Marsch. Die Sieger präsentierten ihre erbeuteten Schätze oder stellten Gefangene zur Schau, um ihre Überlegenheit zu feiern. Im Geschäftsleben "treten" Produkte oder erfolgreiche Persönlichkeiten wie Wirtschaftsgrößen, Künstler oder Politiker ihren "Siegeszug an". Ein Beispiel: "Das Smartphone trat weltweit einen Siegeszug an und revolutionierte die Art und Weise der Kommunikation." Die Redewendung drückt einen Triumph aus, der gemeinhin Anerkennung verdient.
Wie wäre es mit "Erfolgsgeschichte schreiben", "Markt durchdringen" oder "Durchbruch erzielen"?
Schicken Machthaber Menschen ohne Rücksicht auf deren Sicherheit oder Wohlbefinden in den Krieg, werden diese Kämpfer sprichwörtlich zu Kanonenfutter. Der Ausdruck stammt aus dem 18. Jahrhundert. Damals rekrutierten Kriegsführer zunehmend unerfahrene und schlecht qualifizierte Soldaten, um die Verluste ihrer Armeen wettzumachen. Diese Rekruten kämpften in der ersten Reihe und waren dem feindlichen Beschuss ausgesetzt, um das Feuer der gegnerischen Truppen abzufangen. Umgangssprachlich beschreibt "Kanonenfutter" etwa Mitarbeitende, die Organisationen verheizen, weil sie sie für gefährliche und unangenehme Arbeit anheuern und schlecht bezahlen. Ein Beispiel: „Die neuen Werkstudenten sind nur Kanonenfutter für das Großprojekt."
Wie wäre es mit „Die Werkstudenten müssen herhalten, um dieses Ziel zu erreichen oder jenes miserable Projekt am Laufen zu halten." oder „Es trifft die Letzten in der Kette."?
Es gibt Stimmen, die sagen: Der Satz komme aus Zeiten, als französische Soldaten junge Mädchen einluden, in ihr Zelt zu kommen: "Visitez ma tente." Andere behaupten: Der Ausdruck stammt aus dem 16. Jahrhundert, als es Offizierspatente, die "visae patentes", gab. Es war sehr langwierig und kompliziert, die Patente auszufertigen. Wieder andere sind der Meinung: "Fisimatenten" stammen von dem französischen Wort "physiquement" ab, was "physisch" bedeutet. Auch der Ausdruck "faire des physiquement" beschrieb Aktivitäten, die anstrengend oder mühsam waren. Diese Worte hat mein Opa hin und wieder zu mir, meinen Schwestern oder Cousins gesagt. Inzwischen scheint mir diese Aussage in der Alltagssprache zwar nicht mehr so geläufig zu sein. Doch wachsam bleiben hilft.
Wie wäre es mit „Was hält dich zurück, die Sache anzugehen? Das ist aus meiner Sicht gut zu meistern. Brauchst du Unterstützung?" oder „Was krummelt in dir noch, weil du passiv bleibst?"?
Auch dieser Ausdruck klingt aus dem Mund meines Großvaters aus Kinderheitstagen in mir nach. "Manöver" beschreiben taktische Bewegungen von Armeen oder Truppen, die Positionen gewinnen oder strategische Ziele erreichen wollen. Wenn ein Befehlshaber keine unnötigen Manöver veranlasst, verfolgt er eine klare Strategie und vermeidet Risiken.
Wie wäre es mit „Konzentriere dich auf das Wesentliche!"?
Schreiben Sie mir.
Ihre und Eure,
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Susanne Kleiner
wortwörtlichwirken
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