Wer einen geliebten Menschen verliert, gerät aus der Bahn und „business as usual" funktioniert nicht mehr. Wie Sie mit Trauernden mitfühlend umgehen und die richtigen Worte finden, beschreibe ich in diesem Beitrag.

Totschweigen schafft Distanz

Todesfälle verdeutlichen, dass jedes Menschenleben vergänglich ist. Das überfordert viele. Nachvollziehbar, dass das Sterben in unserer Gesellschaft einem Tabu gleichkommt - immer noch, obwohl die Pandemie unsere Vergänglichkeit schonungslos ins Bewusstsein gerückt hat. Sich Angehörigen zuzuwenden, fällt vielen Menschen schwer, besonders im professionellen Setting. Denn in unserer dynamischen Arbeitswelt stehen persönliche Tiefschläge nicht auf der Agenda. Nach dem Motto „Ich sage lieber nichts, dann kann ich nichts falsch machen" distanzieren sich Führungskräfte oder Kollegen. Genauso isoliert eine solche Passivität Betroffene, wenn deren Mitmenschen denken: „Er oder sie kann ja etwas sagen, wenn ihm oder ihr danach ist."

Große Reden sind nicht gefragt. Es geht darum, die Sprachlosigkeit zu überwinden. Wertvoll ist es, aufrichtig in Kontakt zu treten und zu verstehen, was der oder dem Betroffenen jetzt guttut. Wer in dieser Ausnahmesituation benennt, überfordert zu sein, zeigt sich nahbar und hilfsbereit. Etwa so: „Mir fehlen die Worte. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Gibt es etwas, das ich für Sie tun kann?".

Wer selbst einen lieben Menschen verloren hat und das beklemmende Schweigen wahrnimmt, erleichtert das Miteinander, wenn sie oder er auf andere zugeht. Trauernde helfen ihren Mitmenschen, wenn sie ihre Bedürfnisse unmissverständlich artikulieren und Grenzen ziehen; also auch wenn sie klar aussprechen, was sie im Moment nicht zu leisten imstande oder willens sind.

 

Wer trauert, verdient aufrichtiges Mitgefühl

Wer sich persönlich an Trauernde wendet, zeigt Wertschätzung und ehrliches Interesse. Vorsicht vor Mitleid. Für Führungskräfte, die schriftlich oder mündlich ihr Beileid bekunden, ist es wesentlich, aufrichtig mitzufühlen und einen angemessenen Ton zu treffen. In Tränen auszubrechen wäre das falsche Signal. Denn nur wer selbst stark ist, unterstützt andere wirksam. Hilfreich sind Fragen wie

• „Was brauchen Sie jetzt?"
• „Wollen Sie darüber sprechen?",
• „Wie möchten Sie im Team kommunizieren oder soll ich das in Ihrer Abwesenheit übernehmen?"

Sensibilität beweisen Vorgesetzte auch, wenn sie fragen, ob sie bei der Beerdigung willkommen sind. Wer ein Kind oder den Partner verloren hat, fühlt sich in diesem extremen Schmerz womöglich wohler, im privaten Umfeld zu sein: Viele verwitwete Mütter oder Väter schätzen es außerdem, wenn sie vorübergehend flexibler arbeiten. 

Gut ist es, miteinander zu sprechen und gemeinsam zu entscheiden, wie es gut weitergehen kann. Wertschätzende Führungskräfte gehen mit gutem Beispiel voran und leben eine Kultur der Verbundenheit in schwierigen Zeiten vor. Und sie kommunizieren offen im Team. Damit brechen sie das Schweigen und beleben die Werte des Unternehmens als unterstützender Arbeitgeber.

 

Ratschläge sind auch Schläge

Jeder trauert anders. Was der einen geholfen hat, muss für einen anderen noch lange nicht stimmig sein. Es gibt Trauernde, die Normalität herbeisehnen und sich im Job sogar erholen. Andere hingegen hinterfragen den Sinn des Todesfalls. Sie leiden unter dem Abschied und denken unentwegt an gemeinsam Erlebtes. Verständlich, dass Menschen, die mitten im Trauerprozess stehen, oft unkonzentriert oder überfordert sind. 

Achtsame Mitmenschen nehmen fein wahr, was Trauernde brauchen. Sie formulieren keine Ratschläge wie „Das Leben muss weitergehen. Stürz dich in die Arbeit.", „Die Zeit heilt alle Wunden. Lass dich nicht hängen." oder „Ich habe das so gemacht. Das hilft auf jeden Fall." Wer ehrlich mitfühlt, hat ein offenes Ohr und ist zurückhaltend präsent. 

Ein Beispiel: Schlagen Sie vor, gemeinsam die Pause zu verbringen und einen Spaziergang zu machen – und zwar mit Fingerspitzengefühl und ohne Druck. Während der Alltag das Team schnell wieder einholt, lastet die Trauer auch weiterhin auf den Angehörigen. Trauer ist Stress. Betroffene verstehen nach und nach, dass es kein Zurück mehr gibt. Nach ein paar Monaten bauen Kolleginnen und Kollegen Brücken, wenn sie fragen: „Wie geht es dir inzwischen? Was macht die Trauer?". So kommt bei dem Adressaten die Botschaft an, dass die Trauer losgelöst ist von seiner eigenen Persönlichkeit. Trauernde erkennen nach und nach, dass der Schmerz irgendwann gehen darf – zumindest zeitweise - und die Trauer über einen herben Verlust das Leben nicht bis zum Ende aller Tage dominieren muss.

 

Welche Erfahrungen haben Sie als Trauernder gemacht?

Wie haben Sie es geschafft, mit Kollegen gut in Kontakt zu treten, die einen lieben Menschen verloren haben? 

 

Schreiben Sie mir.

Ihre und Eure

Susanne Kleiner

 

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