1. Formulieren Sie konkret
„Innovation", „Professionalität" und „zukunftsfähige Beratungsmodelle" - kommen Ihnen Begriffe wie diese bekannt vor? Ein Klick ins Online-Universum verrät: Viele Menschen schaffen es nicht, zu benennen, worum es wirklich geht. Wörter wie „innovativ" und „professionell" klingen erstmal positiv. Doch sie lassen den Leser im Dunkeln.
Ein Finanzberater schreibt: Wir bieten eine zukunftsfähige Beratung. Von uns bekommen Sie ein maßgeschneidertes und individuelles Konzept; professionell und innovativ.
Konkret formuliert: Wir verkaufen Ihnen ein Versicherungspaket, das zu Ihnen passt: Sie bekommen nicht weniger – aber definitiv auch nicht mehr als Sie brauchen. Und wenn Sie heiraten, Kinder kriegen, ein Haus bauen? Dann passen wir Ihre Versicherung einfach an.
Kleiner Tipp: Der imaginäre Blick durch die Kamera hilft
Stellen Sie sich vor, Sie schauen durch eine Kamera. Das Einzige, was Sie sehen, sind sichtbare Motive. Und genau das, was Sie sehen, beschreiben Sie. Also: Wenn Sie heiraten, Kinder kriegen, ein Haus bauen – ein Brautpaar vor der Kirche, das Taxi zur Entbindungsstation, der Baukran: all das können Sie sehen. Innovation, Professionalität oder Zukunftsfähigkeit nicht.
2. Formulieren Sie aktiv statt passiv - und zwar im Präsens
Nennen Sie Ross und Reiter. Wer tut was? Benennen Sie das Subjekt des Satzes: "Wir", "unsere Kunden", "die User" sind Satzeinstiege, die es Ihnen leichter machen, Ihren Satz mit einem aktiven Verb fortzuführen.
Beispiel für eine Passivkonstruktion: Das Haus wird gekauft.
Aktiv schreiben Sie: Herr Müllermeier kauft das Haus.
Und: Besonders kraftvoll wirken Ihre Worte, wenn Sie im Präsens - also in der Gegenwartsform -schreiben.
Also statt: Unsere Kunden werden angeschrieben, weil eine Veranstaltung in unseren neuen Geschäftsräumlichkeiten stattfinden wird. Wir würden gerne versuchen, Kundenanliegen künftig stärker zu thematisieren.
Besser: Wir laden unsere Kunden in unsere neuen Räume ein. Wir beantworten Fragen, die unseren Kunden unter den Nägeln brennen.
3. Verwenden Sie starke Verben statt Nominalstil
Verben beflügeln einen Text. Hauptwörter lähmen ihn, besonders wenn sie auf „ung", „keit" oder „heit" enden.
Statt: Wir beschäftigen uns mit der Zusammensetzung unseres Teams in der Produktbeschaffung.
Besser: Wir setzen unser Team neu zusammen. So schaffen wir es, Produkte schnell und günstig zu beschaffen.
4. Floskeln, Binsen und Belangloses sind tabu
Was empfinden Sie, wenn Sie ein Schreiben einer Behörde lesen? Beamtendeutsch schafft Distanz und ist für Laien oft nicht zu verstehen. Also: Schreiben Sie nahbar und griffig.
Aus „um Rückantwort wird gebeten" wird „Bitte antworten Sie bis..."
Aus „nicht mehr wegzudenken" wird „gehört einfach dazu."
Aus „wir arbeiten lösungsorientiert" wird „wir entwickeln Lösungen."
5. Lassen Sie Expertenkauderwelsch weg
Verstehen mehr als fünf Prozent der Leser nur Bahnhof, wenn Sie schreiben? Dann benutzen Sie offenbar zu viele Fachbegriffe oder Fremdwörter. Streichen Sie Fachtermini, übersetzen oder erklären Sie Ihre Fachwortwahl, wenn sie denn unverzichtbar erscheint. Gute Texter formulieren simpel.
Frei nach Schopenhauer: „Man gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge."
6. Fassen Sie sich kurz
Menschen sind dankbar für kurze und klare Botschaften. Das heißt: Mehrheitlich genügen maximal neun Wörter pro Satz. Dabei gilt: Ein Gedanke, ein Satz. Hauptsachen in Hauptsätze. Nebensätze vermeiden. Je bedeutender die Botschaft, desto kürzer der Satz.
Sätze, die bleiben
„Wir sind Papst."
„Deutschland ist Weltmeister!"
„Wir schaffen das."
„Ich bin ein Berliner."
„Wir sind das Volk."
Sätze, die verblassen
„Kardinal Ratzinger aus Bayern ist gestern im Vatikan zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche gewählt worden und trägt den Namen „Papst Benedikt XVI".
„Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat mit einem Sieg gegen Ungarn im Wankdorfstadion in Bern die Endrunde der Fußballweltmeisterschaft gewonnen."
Oder: „Ich bin ein Einwohner der Stadt Berlin."
Oder: „Wir sind die Bevölkerung der Deutschen Demokratischen Republik."
7. Platzieren Sie Subjekt und Prädikat nah beieinander
Die deutsche Sprache gilt aus gutem Grund als schwere Sprache: Sie lässt zu, Subjekt und Prädikat beliebig weit voneinander zu entfernen. Leser müssen sich durch verschachtelte Nebensätze kämpfen, bis sie die Aussage komplett erfassen. Also: Platzieren Sie Subjekt und Prädikat nah beieinander.
Statt: „Er (Subjekt) hatte diesen Kollegen, der mit ihm diskutierte und ihn förderte, der mit ihm bei der Fortbildung war und bei dem er sich gut aufgehoben fühlte, wie bei keinem anderen Teammitglied, leider noch nicht getroffen (Prädikat)."
Besser so: „Er hatte diesen Kollegen noch nicht getroffen. Ein Kollege, der mit ihm diskutierte und ihn förderte. Ein Kollege, der mit ihm bei der Fortbildung war..."
8. Punkten Sie mit kurzen Wörtern
Die deutsche Sprache hat einige Spezialitäten auf Lager: Sie lässt Worte mit beliebig vielen Silben zu. Nicht nur Juristen neigen zu solchen Wortungeheuern.
Schweinefleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz
Oder: Telekommunikationsüberwachungsverordnung
Oder: Hauptabteilungssekretariatsangestellte
Gute Texter beherzigen:
Ein Personenkraftwagen ist ein Auto.
Die Bevölkerung ist das Volk.
Aggressionspotenzial ist Wut.
Grundnahrungsmittel sind Brot und Milch.
Kleiner Tipp: Testen Sie, ob Ihr Text wirklich ankommt.
Lassen Sie jemanden Ihren Text lesen, der keine Ahnung von der Materie hat. Versteht er Ihr Geschriebenes auf Anhieb? Oder: Lesen Sie Ihren Text laut vor. Lesen Sie flüssig oder verhaspeln Sie sich, weil der Text sperrig ist? Dann weg damit.
Leicht und verständlich zu texten, ist keine Zauberei. Schreiben ist Handwerk. Und das kann man lernen.
Wie überwinden Sie Schreibblockaden?
Wie gelingt es dir, auf den Punkt zu texten?
Ich freue mich über Feedback.
Ihre und Eure
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Susanne Kleiner
wortwörtlichwirken
Die Fundgrube rund um intuitives Schreiben, Texten, Bloggen, um Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.